So Leute, jetzt hab ich, kurz bevor wir zu unserer nächsten Reise nach Polen aufbrechen, endlich mal Zeit gefunden ein paar Bilder auszusuchen und unsere Erlebnisse niederzuschreiben.
Korsika ist ein Traum, sag ich euch! Viel viel Natur, Berge, Wälder, viele schöne Buchten und teilweise noch wirklich einsame Strände, die oft auch mit einem Offroader nicht einfach zu erreichen sind. Da muß das arme Teilchen manchmal ganz schön was mitmachen. Aber es lohnt sich!
Wie immer ist es auch diesmal vor der Abfahrt stressig. Das Auto steht bis zum letzten Drücker in der Werkstadt, 1000 Kleinigkeiten sind noch zu erledigen, die Zeit wird wieder mal knapp. Werkzeug, Küchenutensilien, Verpflegung (vorallem flüssig) und was man sonst noch so braucht einräumen dauert dann doch länger als gedacht. Erschöpft fallen wir kurz nach Mitternacht ins Bett um um 2:30 Uhr schon wieder aufzustehen. Schließlich müssen wir die gebuchte Fähre in Savona erreichen und rechnen für die Rund 830 km 11 Std. Anreise ein.
Am Abend kommen wir in Bastia an und machen uns gleich auf zu unserem auf Google Earth ausgekundschafteten ersten Schlafplatz am Lac de Padula. Dieser ist auf normaler Straße leicht erreichbar und es stehen auch schon 3 Camper dort. Zum Experimentieren und Suchen eines einsamen Platzerls sind wir aber zu müde.
Nach einem kurzen Abstecher zu unserem lieblings Käse Erzeuger D´Amore machen wir uns über die Berge auf den Weg in den Süden.

Nach rund 200 gefahrenen Kilometern neigt sich der Tag dem Ende zu und wir haben (wie so oft) keinen Schlafplatz. Mittlerweile sind wir an der Ostküste glanded. Da ist es doch sehr besiedelt und eher touristisch. Eine Ortschaft nach der anderen, aber nichts, wo wir für die Nacht stehen bleiben können. Na das fängt ja schon gut an, am 2. Tag. Wir studieren also noch mal die Karte, halten schon ausschau nach einem Campingplatz (für äußerste Notfälle) und finden dann ganz in der Nähe ein Flußbett auf der Karte, das vielversprechend ausschaut. Bei einer kleinen Siedlung zweigt die Straße in Richtung L´Osu ab. Kaum sind wir aus der Siedlung draußen beginnt schon Offroad Terrain. Wir können den Fluß schon hören. Dann plötzlich ein Schranken, der aber offen steht und eine Tafel, die es untersagt, den Weg weiterzufahren und auf alle mögliche Gefahren hinweist. Hm. Blöd. Unser französisch ist leider sehr spärlich, oder zum Glück? – dann hätten wir immer noch die Ausrede die Tafel nicht verstanden zu haben. Es wird schon bald finster und wir haben keine Zeit mehr mit der Suche von vorne anzufangen. Daher beschließen wir, die Tafel ist nur eine Empfehlung. Außerdem kann man am Weg einige Reifenspuren sehen. 2 km weiter finden wir ein Traumplatzerl, etwas oberhalb vom Fluß in einer abgeschiedenen Niesche. Zum Glück sind wir reingefahren. Wie sich am nächsten Morgen herausstellt sind wir nicht die einzigen. Es kommen ein paar Jogger, Spatziergeher mit Hund den Weg entlang, der noch einige Kilometer Flußaufwärts führt. Auch ein, zwei Autos sehen wir vorbei fahren.
Tag 3 soll ein schlimmer für mich werden. Das weiß ich aber zum Glück noch nicht, als ich mich am Vormittag in die kühlen Fluten stürze und am Flußufer entspanne. Unser nächstes Ziel: eine in Wikiloc als schwierig beschriebene Tour zu einem Strand an der Süd-Ostküste. Wir finden den Weg rasch und der Anfang schaut schon sehr holprig aus. Aber gut, irgendwann muß ja das erste Mal sein. Das erste Mal richtig Offroad. Nicht nur so einfache Schotterwegerln. Ich hab ja an anderer Stelle schon erwähnt, dass das unserer erste Tour mit dem Bremach war. Wir also das Auto noch nicht wirklich kannten und in Extremsituationen noch nicht einschätzen konnten. Und ich hab glaub ich auch schon erwähnt, dass ich, obwohl ich immer so cool und lässig tue, in Wahrheit doch ein bisschen ein Hosenscheißer bin. Also sind wir ganz entgegen unserer sonstigen Gewohnheiten mal ausgestiegen und haben die ersten paar Meter des Weges zu Fuß erkundet. Christians Einschätzung: jaja – das geht schon! (Das sagt er übrigens eh fast immer). Na gut, dann halt los. Ich würd am liebsten die Augen zumachen und mich runter beamen zum Strand. Aber hilft nix, da muß ich durch. Nach einer sehr steilen Bergabpassage kommt eine starke Linkskurve und ab da beginnen Bäume und Büsche den Weg zuzuwuchern. Wir stehen in der Kurve und beraten, ob wir weiterfahren sollen. Da kommt plötzlich ein Fußgänger den Weg vom Strand herauf. Ein Franzose, der kann sogar englisch. Wir fragen ihn nach dem Weg. Ob er meint, dass dieser befahrbar sei. Ja meint er, der Weg ist nicht sooo schlecht (tzzzz – das sollte sich als glatte Lüge herausstellen) aber die Büsche teilweise so dicht, dass wir mit unserem Auto nur schwer durchkommen werden. Hm. Was machen wir – natürlich weiterfahren! Was hat der denn schon für eine Ahnung, wo wir überall durchkommen können… Als es uns dann doch zu eng wurde, haben wir die Machete ausgepackt:
Das haben wir aber wegen Wertlosigkeit dann gleich mal aufgegeben. Hätten wir die 2,6 km mit der Machete freischlagen wollen, hätten wir wohl unseren gesamten urlaub damit verbracht. Christian hat, als die ersten Stachelbüsche entlang unserer Karosserie geschrammt sind, das schöne, „neue“ Auto betrauert. Da bin ich wiederum völlig schmerzbefreit. Kriegt es hat Kratzer, das Auto. Dafür können wir dort hinfahren, wo nicht jeder hin kommt. Abgesehen von dem teilweise ohrenbetäubenden Kratzgeräuschen (kennt ihr das, wenn etwas spitzes über den Lack kratzt?) wurde der Weg nach 200 Metern erst so richtig „lustig“. Hab ich schon erwähnt, dass ich Schrägfahrten noch nie so richtig leiden konnte? Und dann erst recht nicht mit unserem neuen Wackeldackl. Es ist, wenn du in einem hohen schmalen (Klein-)LKW sitz, schon ein ganz anderes Gefühl, als in einem PKW. Man spürt jedes Loch intensiver, man sitzt höher oben und die Neigung des Fahrzeuges kommt einem gleich viel viel schlimmer vor. Und wenn es dann aufgrund extrem ausgewaschner Spurrinnen so schräg wird, dass selbst mein angstbefreiter Mann, der sich im Schneckentempo vorwärts tastet, plötzlich sagt: „so, jetzt is aus, jetzt flieag ma“, ja dann ist es aus und vorbei für mich. Der Angstschweiß ist mir in Strömen runtergeronnen. Wir sind dann zum Glück eh nicht umgefallen, aber der Weg hatte noch einige Extrempassagen zu bieten. So mit Steine in Löcher legen, damit wir überhaupt weiterfahren konnten, usw. Als wir losgefahren sind hab ich mir gedacht, ach die 2,6 km, das ist ja nicht so weit, das kann ja gar nicht so schlimm sein. Mein blauer Trackaufzeichnungspfeil am Tablet hat sich aber kaum weiterbewegt. Letztendlich haben wir dann 1Std 45Min für die Strecke gebraucht.
Aber es hat sich gelohnt!
Weils so schön war und ich Bammel hatte vorm Rückweg sind wir 3 Nächte geblieben. Und das Rauffahren war dann gar nicht mehr soooo schlimm :-).
Ein Phänomin auf der Insel – überall liegen oder stehen alte, verostete Autowracks herum. Auf Feldern, in Wäldern, in Gärten, auf den Klippenabhängen (na gut, da versteh ichs noch, da eine Bergung dort schwierig ist). So auch auf unserem Weg zum Strand.

Dann gings weiter nach Bonifacio und zur für mich viel beeindruckenderen Westküste. Ab Bonifacio mußten wir aufgrund eines Waldbrandes einen Umweg in Kauf nehmen. Wahnsinn wie trocken Ende Mai die Insel schon war. Die Waldbrand Saison hat schon begonnen.
Bei Tizzano hätten wir einen schönen Starnd ausgekundschaftet, aber es war nicht klar, ob man bis zum Strand runter fahren kann. Als wir dann am Abend dort ankamen mußten wir leider feststellen, dass man zwar zum Strand fahren kann, aber nur mit einem PKW. Es wurde dort, wie an so vielen Wegen zu den größeren, bekannteren Stränden, ein Höhenschranken hingebaut, sodaß wir mit unserm Bremi keine Chance hatten. Auch für kleinere Offroader mit Dachzelt gibt es da leider kein Durchkommen mehr. Also wieder mal 20 Uhr und kein Schlafplatz weit und breit. Wir sind dann noch ein bisschen rumgekurft, haben aber nichts passendes gefunden. Daher haben wir uns notgedrungen und, wohlgemerkt das einzige Mal, für einen Campingplatz entschieden. Es war schon fast finster, wir waren müde und hungrig und wir hatten vor am nächsten Morgen gleich wieder aufzubrechen.

Wir hatten uns für den nächsten Tag eine ziemlich große Tour vorgenommen. 260 km quer durchs Land über die Berge rauf zur Nord-West-Küste zu einem unserer Lieblings – Stellplätzen vom Vorjahr in der Bucht von Malfacu in der Agriate. Wanderung inklusive.
Wenn man sich auf den engen Straßen ins Hochgebierge hinauf schraubt wird man mit tollen Aussichten und Panoramen belohnt und trifft vorallem in den Kastanienwäldern viele der halb wild lebenden Schweine Korsikas am Straßenrand.
Nach der Wanderung ist es schon ziemlich spät am Nachmittag. Aber bis zur Abzweigung in die Agriate sind es nur ca 60 km. Und dann noch mal ca 10km zu unserem Stellplatz. Sollte also kein Problem sein, noch rechtzeitig zum Sundowner an unserem Lieblingsplatzerl einen Mojito zu trinken. Schließlich hatte ich die 10 km zum Strand als relativ einfach zu befahrene Schotterstraße in Erinnerung. Also entweder hat mich meine Erinnerung gewaltig getäuscht oder der Weg hat sich innerhalb eines Jahres zu einer extremen Offroadstrecke verwandelt. Oder irgendwas dazwischen. Es waren ein paar für mich nervenaufreibende Passagen dabei. Wir mussten einige Male aussteigen um nachzusehen wie wir fahren sollten oder Steine zu schlichten. Außerdem wurden wir die 10 km extremestens durchgeschüttelt. Und natürlich viel länger gebraucht, als das tolle Navigationsteilchen veranschlagt hat. Die letzten 2 km mußten wir schon in der Finsternis zurücklegen. Nicht gerade ideal auf so einer Strecke, aber irgendwie auch ein Segen für mich, wenn ich nicht alles so genau sehe :-). Außerdem haperts ja an keinem unserer Offroad Fahrzeuge an ausreichender Beleuichtung á la Lightbar und Zusatzscheinwerfer. Nur so nebenbei, Christian hat dafür genau an dem Platz, wohin wir jetzt unterwegs sind, von einem anderen Offroader den Beinahmen „Lichtfetischist“ bekommen.
Als wir es dann endlich geschafft haben, sind wir total erledigt von dem langen Tag und der heftigen Strecke. Zum Glück ist unser Lieblingsplatz frei. Nur etwas weiter links steht noch ein Offroader mit Dachzelt unter den Pinien. Das erste was wir machen: Sessel raus, Alkohol raus, Gelsenkerze raus. Dann biegt plötzlich unsere „Nachbarin“, eine Französin, um die Ecke und meint, sie sei besorgt wegen des Feuers. Der Schein unserer Gelsenkerze war anscheinend so beeindruckend. Wir haben sie beruhigt, dass es nur eine kleine Kerze ist und dass wir natürlich drauf aufpassen. Wie gut das sie da noch nicht weiß, dass wir noch nichts gegessen haben und dann sicher noch den Griller anwerfen werden.
Ich kann die Besorgnis ja verstehen. Die ganze Natur war zu diesem Zeitpunkt schon sehr ausgedrocknet. Es hat lange nicht geregnet. Jedes Jahr wüten verherende Waldbrände auf der Insel, auch heuer gab es schon einige. Offenes Feuer und Grillen ist überall verboten. Auch auf den Campingplätzen. Ich muß gestehen, wir grillen trotzdem mit Holzkohle. Vorausgesetzt es geht nicht zu viel Wind. Und wir haben immer den Feuerlöscher und ausreichend Wasser griffbereit und lassen das Feuer keine Sekunde aus den Augen. Aber erwischen darf uns keiner… Zu dem Thema gibte es auch eine kleine Anekdote: Im Vorjahr wurde uns genau an diesem Platz unser Griller gestohlen. Wir waren so unbedarft, alles mögliche heraußen stehen zu lassen, währen wir am Strand waren. Was sollte auch schon sein, außer ein paar Offroader und Radfahrer kam hier keine Menschenseele vorbei. Ich dachte mir damals, dass entweder jemand boshaft war oder einen Griller brauchte. Nachdem unsere wegen der Kerze in Sorge geratene Nachbarin wieder weg war hab ich noch zu Christian gesagt, vielleicht hat uns ja wer den Griller weggenommen der Angst vor einem Waldbrand hatte. Das sollte sich bestätigen. Denn als ich mir am nächsten Morgen mit Ernst August ein Platzerl weiter hinten im Gebüsch gesucht hab, was finde ich da? Unseren alten Griller. Einfach dort ins Gebüsch geworfen und total verrostet.
Noch ein paar Impressionen von unserem Lieblingsplatz in der Désert des Agriates. Leider waren wir um 2, 3 Wochen zu spät dort um die Macchia blühen zu sehen.
Ach ja, mein Mann spricht nicht nur gerne mit Schweinen, sondern auch mit Stieren, Schmetterlingen oder Dry Aged Steaks:
Zurück hinauf zur Hauptstraße nehmen wir dann, in der Hoffnung, dass er besser sei, einen anderen Weg, den wir nicht kennen und voriges Jahr geperrt war. Aber heuer war der Schranken offen. Bis auf eine ganz ganz tricky Passage war er auch soweit ok. (Oder liegt es daran, dass ich mich schon ein bißchen an den Bremi gewöhnt hab).
Die 12 Tage sind wie im Flug vergangen. Wir werden sicher wieder kommen!
Hat dies auf Das Cosmogirl und die Wüste rebloggt.
LikeLike