Von Sidi Ifni nach Tan-Tan, eine ereignisreiche Fahrt!

In Sidi Ifni gehen wir das erste Mal in ein richtiges Restaurant. Es ist etwas stürmisch und kühl, also kein geeignetes Straßenstandlwetter. Zu meiner großen Freude gibt es dort auch Alkohol und so nehmen wir zum 3 Gang-Menü auch 3 Flaschen Wein (Mittlerweile sind wir ja so gescheit und nehmen uns zu den Straßenstandeln Bier oder Wein mit, aber das nur am Rande). Der Dromedar-Spieß ist übrigens sehr zu empfehlen.

 


Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg zum Plage Blanche. Ich hab mir das irgendwie ganz einfach vorgestellt, man fährt ein paar Kilometer die Steilküste entlang, bis man dann zum Strand hinunter kommt. Denkste! (Na gut, ich hätte auch die Pistenbeschreibung besser lesen können) Es sollte sich als eine der anspruchsvollsten Pisten herausstellen und wir sind für die rund 235 km 3 Tage lang unterwegs. Angefangen hat’s mal so, dass relativ bald nach Sidi Ifni, plötzlich die Straße aus ist. Im wahrsten Sinne des Wortes. Bis zum Oued Noun noch eine relativ gute Asphaltstraße, die auch kräftig ausgebaut wird (wofür fragt man sich, denn uns begegnen auf den 45 km keine 5 Autos), dann nach der Brücke plötzlich nichts mehr, was irgendwie noch nach Weg aussieht. Wir steigen aus und begutachten mal die Lage. Ein total ausgewaschenes steiles Stück nach oben, dann kann man wieder so etwas ähnliches wie einen holprigen, schmalen, von extremen Steinstufen geprägten Weg erkennen.

 

Außer den Steinstufen und tiefen Löchern hat der Weg auch noch einige extreme, beim Teilchen besonders beliebte Schrägfahrten auf Lager. Ein paar Mal zeigt der Inclinometer 20 Grad Neigung an. Das bringt mich gehörig zum Schwitzen. Aber hilft nix, Augen zu und durch. Manchmal rette ich mich mit der Ausrede aus dem Auto, ich könne doch super Fotos machen. (Auf den Fotos schaut das alles leider nie so wild aus, wie es sich in Wirklickeit anfühlt).
Oben am Berg gibt es ein Hinweisschild, noch 20 km zum Plage Blanche, es ist später Nachmittag und es ist uns klar, dass wir das heute nicht mehr schaffen.
Es geht überall gehörig der Wind, sodaß es schwer wird einen geeigneten Schlafplatz zu finden. Die einziges Möglichkeit, die wir sehen, ist in einer Senke, in einem trockenen Flußbett, ein bisschen von einem Hügel abgeschottet. Nun, Flußbett ist normalerweise nicht ideal, man weiß ja nie, ob und wann plötzlich Wasser dahergeschossen kommt (alles schon erlebt). Aber es schaut nicht nach Regen aus und wir stellen uns so, dass wir notfalls schnell flüchten können.
Als wir uns zum Sundowner niedergelassen haben, kommt zu Fuß einer vom Berg daher und legt uns einfach 3 wunderschöne Rettiche  (die super schmecken) auf den Tisch. Er ist glücklich, über das Bier, das wir ihm geben und geht weiter.

 


Am nächsten Tag brechen wir früh auf und suchen ein Frühstücksplatzerl am Meer. Wir finden zwar einige Buchten, aber aufgrund des starken Windes ist es nicht gemütlich genug. In jeder Bucht, oder oberhalb der Bucht, am Hügel, gibt es Fischerhütten. Manchmal wenige, manchmal richtige „Dörfer“.

 


Gleich in der Früh, bei unserem ersten Abstecher reden wir kurz mit einem Fischer. Er lässt uns gleich roh etwas kosten, was wir für Krebsscheren halten. Schmeckt gut, etwas salzig. Bei genauerer Betrachtung könnten es auch Muscheln sein, die sich an einem Stein festhalten.

 


Er schenkt uns als „Souvenier“ gleich eine Schüssel voll und meint, die sind auch gut gekocht mit etwas Zitrone. Wir freuen uns und wollen ihm auch etwas geben. Aber er ist der Erste, der weder Zigaretten, noch Alkohol will. Und Geld will er schon gar keines.
Wir fahren weiter, es ist nach wie vor sehr holprig, mit einigen schwierigen und schrägen Passagen und wir kommen nur langsam voran.
Zwischendurch können wir Erdmännchen beobachten, die emsig herumhuschen.

 

 

 


Mittlerweile haben wir die Steilküste verlassen und fahren auf einem Kiesweg den Strand entlang. Bei ein paar Fischern, die ungewöhnlicher Weise in ganz normalen Zelten wohnen, bleiben wir stehen und werden gleich zum Tee eingeladen. Sie wohnen wechselweise am Strand und in einem Dorf weiter oben. Daher die Zelte, sie nehmen immer alles mit. Ausgestattet sind sie gut, Solar und Autobatterie für Strom um das Handy aufzuladen, eine alte Kühldruhe mit Crushed Ice um die Fische kalt zu halten (angeblich bis zu 2 Wochen), eine Shisha, Equipment zum Kochen, und sonst noch allerhand Kramuri.

 


Wir könnten noch länger bleiben, werden auch zum Essen eingeladen, wollen aber weiter. Als wir gehen wollen kommt gerade Besuch aus dem Dorf mit einer Lieferung frischem Brot und wir bekommen noch eines geschenkt. Noch warm und köstlich. Wir lassen ein bisschen Schnaps und ein paar Zigaretten da und fahren weiter.
Langsam geht der Kies in Sand über, es ist Ebbe, und so durchqueren wir das Oued Boussafen problemlos und sind am Plage Blanche. Der Strand ist am Nachmittag bei Ebbe befahrbar, man kann 50 km lang direkt an der Wasserlinie fahren (oder weiter hinten, in den Dünen, wie man möchte). Ein Traum! So schnell sind wir schon lange nicht vorangekommen. Es macht richtig Spaß, über den einsamen Strand zu preschen. Man sollte natürlich schon aufpassen, dass man das Auto nicht irgendwo versenkt (zeitweise ist es schön ziemlich weich und tief), denn man hat wenig Zeit, sich zu befreien, bis die Flut kommt. Und Hilfe gibt es eher wenig.

 

 

 

Am Ende des Plage finden wir in der Mündung des Oued Aoreora einen schönen Schlafplatz am Rande einer hohen Düne. Etwas Windgeschützt.

 

Wir essen die geschenkten Muscheln vom Fischer, gekocht sind sie noch besser! Inzwischen hab ich die Dinger gegoogelt, es sind Percebes, sogenannte Entenmuscheln, die zur Gattung der Rankenfußkrebse gehören. In Spanien oder Portugal bezahlt man für diese Spezialität, die nur an den wilden Felsenküsten im Nordatlantik vorkommt, bis zu € 200 fürs Kilo. Ich bin sprachlos! Und verstehe auch, warum der Fischer meinte, die werden alle nach Spanien verkauft.

 

Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen auf der Düne und sehen, wie vom gegenüberliegenden Hang einer flink wie eine Gämse zu uns runtergelaufen kommt. (kein Weg, querfeldein und mit Flipflops). Ein Fischer, der oben am Hang wohnt. Wir fragen ihn, ob er morgen frischen Fisch für uns hat und er meint, wir sollen zu Mittag rauf kommen, er grillt für uns.
Es ist ein kleines Fischerdorf neben einem Militärposten und einem alten Ford.

 

 

Spät aber doch, machen wir uns nach dem ausgiebigen Mal auf den Weg. Noch 80 holprige Kilometer, teilweise entlang der imposanten Steilküste Richtung Tan-Tan. Als wir von der Küste Weg richtung Landesinners steuern sehen wir am Horizont eine riesige Kamelherde. Der Weg ist jetzt nicht mehr so holprig, da zwischendurch sehr sandig. Plötzlich kein Weg mehr zu sehen. Ein paar Sanddünen haben sich mitten am Weg niedergelassen. Da ist wohl schon länge keiner mehr gefahren.

 

Umfahren geht nicht. Also ein paar mal Schwung nehmen und durch. Danach noch eine extreme Steinstufenpassage, die mir schon wieder den Schweiß auf die Stirn treibt (na Gott sei Dank muss ich nicht fahren, sonst würden wir jetzt noch dort stehen). Dann endet die abwechslungsreiche, ereignisreiche und schweißtreibende Route in der lebhaften Stadt Tan-Tan.

 


2 Gedanken zu “Von Sidi Ifni nach Tan-Tan, eine ereignisreiche Fahrt!

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