Was uns schon bei der gesamten Anreise nach Evia durch Griechenland und auch hier aufgefallen ist, wir sehen kaum fremde Autokennzeichen. An der Grenze waren noch relativ viele Rumänen und wenige Bulgaren, fast keine Deutschen.
Hier hören und sehen wir weder am Strand noch in den Ortschaften Ausländer. Es sind schon ein paar Touristen da, aber hauptsächlich griechische.
Wir fahren auf der E77 richtung Norden. Das ist die einzige etwas besser ausgebaute Straße von Nord nach Süd. Vorankommen tut man trotzdem nicht besonders schnell, da sehr kurvenreich.
Hunderte Bienenstöcke säumen den Weg. Ich hab überhaupt noch nie so viele auf einmal gesehen.
Am Straßenrand gibt es Verkaufsstände und wir decken uns mit Obst, Gemüse, Honig und Wein ein.
Die Vegetation ist hier nicht so karg, wie weiter südlich, die dichten Pinienwälder reichen bis zum Meer. Zwischendurch natürlich immer Olivenhaine, Feigen- und Zitrusbäume und Wein.
Mittlerweile fahren wir abseits der Hauptstraße etwas oberhalb der Küstenlinie auf recht engen aber ganz guten Pistenwegen. Immer wieder der Blick auf die Küste. Nirgends besonders viel los auf den Stränden. Es duftet hervorragend nach Pinienwald. Wir sehen immer wieder an den Pinienstämnen Säcke oder Plastikbehälter hängen. Die Baumrinde ist angeritzt und das Harz fließt in die Behälter.
Sowas in der Art hab ich bis jetzt nur in einer Dokumentation über Kautschukherstellung gesehen. Aber Kautschuk auf Evia? Dann die Eingebung – was ist typisch griechisch und harzig – Retsina! Und meine Nachforschungen ergaben, dass Euböa eines der wichtigsten Erzeugungsgebiete für Retsina ist. Früher war das Harz ein Mittel zu Konservierungszwecken, die Amphoren wurden damit versiegelt. Heute gibt man bei der Gärung des Weines ein bisschen Harz dazu, um den Geschmack nachzuempfinden.
Wir nähern uns unserem auserkorenen Ziel und die Spannung steigt. Was wird uns diesmal erwarten? Juhuuu wir kommen ganz runter zum Meer. Der Strand ist etwas wild, mit angeschwemmtem Holz und Seegras. Ganz hinten hat jemand sein Zelt und einen Verschlag aufgebaut, aber es scheint schon länger keiner hier gewesen zu sein. Keine Menschenseele zu sehen. Die Wellen dosen laut, die Zikaden versuchen sie mit ihrem gezirpe zu übertönen. Die Klippen sind von weißen Gesteinsadern durchzogen. Eine herrliche Kulisse! Wir freuen uns, dass wir ein Platzerl gefunden haben an dem wir ganz alleine sind, parken den Bremi nur 5 Meter vom Meer entfernt ein und genießen unseren Sundowner.
Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. In der Abenddämmerung kommt eine giechische Familie mit Baby, 2 kleinen Kindern Omi und Opi und einem Wuffel im Schlepptau. Sie parken oberhalb des Strandes und karren unmengen von Sachen an uns vorbei.
Es ist schon ziemlich finster, als sie versuchen ihr Zelt aufzubauen. Der Opi hat eine kleine Lampe auf einem Rechen montiert und hält diesen in die Höhe. Das wäre ein Foto wert gewesen.
Wir erbarmen uns und fragen ob sie Hilfe brauchen. Der Lichtfetischist Dackl schaltet den Bremi Lightbar ein und es wird taghell am Strand. Und schon sind wir auch zum Halten der Zeltstangen eingeteilt. Das junge Paar ist aus der Hauptstadt Chalkida, die Familie des Mannes lebt in einem Dorf fünf Minuten von hier. Sie wollen 2 Wochen hier am Strand bleiben. Nach getaner Arbeit drinken wir noch gemeinsam ein Zirberl. Am Vormittag verlassen sie ihre Zeltstadt und wir haben den Strand wieder für uns alleine.
Am Nachmittag wird das Meer wilder, das Geräusch der brechenden Wellen ist beruhigend und läd zum dahindösen ein.
Ach kann das Leben schön sein!